2019
Wir beginnen jetzt im Jahr 2019. Der Verfasser begibt sich im Rahmen von OLEANDER HAUS auf die Spur zurück bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, genau bis in das Jahr 1547. Wir werden sehen, wie die Kunde vom 'Weißen Oleander' über Jahrhunderte weitergetragen wurde und werden die Menschen und ihre Zeit kennen lernen, als vor fast fünfhundert Jahren diese Pflanze erstmals aufgefunden wurde.
2000
Oleander
Christoph Köchel. Verlag Eugen Ulmer. 1. Auflage 2000, 2. Aufl. 2007.
ISBN 978-3-8001-5193-6.
Das letzte verfügbare Buch, das umfassend im deutschsprachigen Raum, in Europa, über Oleander berichtet.
Im Kapitel über die Kulturgeschichte des Oleanders schreibt Köchel wörtlich: "Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in Kreta dann ein weiß einfach blühender Oleander gefunden und in Italien eingeführt."
1996
The Handbook on Oleanders
Richard & Mary Helen Eggenberger, 1996, ISBN: 0964322412
[Narad (Richard M. Eggenberger)]
Im Kapitel 'Introduction of Cultivated Oleanders' schreibt Eggenberger:
"F. J. J. Pagen relates that for many years the only form was the single, odourless, pink or red-flowered Mediterranean variety until a white-flowered form was found growing in the wild in Crete in 1547 and was introduced to Italy.
From John Gerard's The Herball, or Historic of Plants (1597), we know that he was growing a red and white form in England in 1596.
1987
Oleanders; Nerium L. and the Oleander cultivars
Series of revisions of Apocynaceae XX
F. J. J. Pagen, Department of Plant Taxonomy Agricultural University Wageningen, The Netherlands, Wageningen papers 87-2 (1987), ISBN 9789067541077 - 113.
Der Text ist digitalisiert und bei der Universität Wageningen als PDF verfügbar.
Pagen schreibt: "For a long time the common form of the Mediterranean oleander with single odourless pink to red flowers was the only one known and cultivated in Europe. In 1547 a form with single white flowers, discovered in Crete near
Camerachi on Mount Ida (SAVI 1818), was introduced into Italy by PIER ANTONIO MICHIEL (BLUNT 1979). In 1560 CONRAD GESSNER mentions an oleander in cultivation in Basel. . . . In 1596 in England, JOHN GERARD had a red and a white form of the oleander."
Quellenangaben:
SAVI, G. (GAETANO) 1818. Flora Italiana. Pisa, presso Niccolo Capurro.1:23-26,t 9 (In Italian).
BLUNT, W. (WILFRID) 1979. The Illustrated Herbal. London, Lincoln. 101.
Über PIER ANTONIO MICHIEL, CONRAD GESSNER und JOHN GERARD gibt es keine Angaben.
1979
The Illustrated Herbal, Wilfrid Blunt, 1979, London. ISBN 0-906459-02-8 und
The Art of Botanical Illustration: An Illustrated History. (Erstausgabe 1950)
1994, ISBN 1851491775, seit 2018 als PDF verfügbar. [Wilfrid J. W. Blunt]
Bezieht sich auf PIER ANTONIO MICHIEL: „ Among his numerous introductions into Italy may be mentioned the white form of the oleander.“
„Unter seinen zahlreichen Einführungen in Italien kann die weiße Form des Oleanders erwähnt werden."
1940
I cinque libri di piante : Codice Marciano
Pietro Antonio Michiel; trascrizione e commento di Ettore De Toni. - Venezia : Officine grafiche Carlo Ferrari, 1940. (IT-MiFBE)80011985 . Bei SCRIBD als PDF verfügbar.
Ettore De Toni arbeitet hier in fünf Büchern die umfangreichen Schriften des P. A. Michiel auf (Texte, Abschriften und Bilder). Wichtig sind die vielen Kommentare, die auf die anderen Botaniker und Wissenschaftler des 16. Jahrhunderts verweisen, wie MATTIOLI, ANGUILLARA, ALDROVANDI, GHINI, PENA, L’OBEL und BELON.
1823
Reise nach der Insel Kreta im griechischen Archipelagus im Jahre 1817. Franz Wilhelm Sieber, Leipzig ; Sorau, 1823, [Franz W. Sieber], Bibl. Mont. 1257-1.
Bayerische Staatsbibliothek, als PDF verfügbar, Google Books.
Sieber hat offenbar (noch) den wilden weißen Oleander gefunden. " . . . ich einen weiß blühenden Oleanderstrauch bemerkte den man weit und breit unter dem Namen Galanosphaca, der milchweiße Oleander, kannte.
Nirgends auf der ganzen Insel, auf welcher es Wälder von dem rothblühenden baumartigen Strauche gab, konnte ich auch nur eine einzige Spielart derselben mit weißen Blüthen gewahr werden, . . . "
1818
Flora Italiana ossia raccolta delle piante piu belle che si coltivano nei giardine d'Italia.
Gaetano Savi, Pisa, Verlag Niccoló Capurro, 1818. [Gaetano Savi]
Österreichische Nationalbibliothek, http://data.onb.ac.at/rec/AC10278092
SAVI zeigt in dem mehrseitigen Text über Oleander ein Farbbild mit rosa/roten gefüllten Oleanderblüten, eine rosa/rote einfache und eine weiße einfache Blüte.
Der im Text vorkommende 'Mazza di San Giuseppe' ist der einfach rosa blühende Oleander.
"Se ne coltiva una varieta di flor blanco, la quale e spontanea in Creta, sul monte Ida, vicino a Camerachi (Bellonio I. c. cap. 16.) e di la venne in Italia nel 1547. (Mattioli loc. cit.) Conserva questa il suo colore anche per riproduzione da seme, e io non ho mai veduto, ne saputo essere stato veduto da altri, che dai semi della comune Mazza di San Giuseppe, ne sieno nata di quelle di fior bianco."
"Eine Sorte von weißen Blüten wird angebaut, was auf Kreta spontan auf dem Berg Ida bei Camerachi (Bellonio I., Kap. 16) und 1547 nach Italien gekommen ist. (Mattioli loc. Cit.) Sie behält ihre Farbe auch durch Fortpflanzung aus Samen, und ich habe noch nie gesehen oder gewusst, dass andere sie gesehen haben, dass sie aus dem Samen des gewöhnlichen Mazza von San Giuseppe aus denjenigen von weißen Blüten geboren sind."
1774
Onomatologia Botanica Completa oder
vollständiges botanisches Wörterbuch.
Johann Friedrich Gmelin, Frankfurt und Leipzig 1774.
[Johann Friedrich Gmelin, Wikipedia] [J.F.Gmelin, Werke].
Bayerische Staatsbibliothek, als PDF verfügbar.
Google Books, als PDF verfügbar.
„Nerium candidis floribus in montibus Idae convalibus (Weiße Neriumblüten wuchsen in den Ida Bergen); bedeutet bey Belonius eine Spielart des gemeinen Oleanders mit weisser Blume.“
„Nerium floribus albis (Nerium mit weißen Blüten); hierunter versteht C. Bauhin eine Spielart des gemeinen Oleanders, mit weisser Blume.“
Das Interessante an dem 'Wörterbuch' ist, dass der Autor (die Autoren) eine verwirrend große Anzahl von Namen anführen - heute würden wir 'Sortenbeschreibungen' sagen. Leider sind diese vielen Namen, die oft aus mehreren lateinischen Wörtern bestehen, schlecht zu identifizieren, da sie ja nur aus Text bestehen und es keine Bilder gibt (geben konnte). Andererseits ist es bewundernswert, auf welch hohem Niveau das Quellenstudium betrieben werden konnte. Die Schriften aller vorangegangenen Botaniker mussten herangezogen worden sein. Für den 'Weißen Oleander' die Schriften von Caspar Bauhin und Pierre Belon.
Auch zeigt dieses 'Botanische Wörterbuch' deutlich das Ringen dieser Epoche um Ordnung in der Pflanzenwelt. Carl von Linné hatte gerade sein Werk 'Species Plantarum' (1753) geschaffen, das Ordnungsprinzip der binären Pflanzenarten, das noch heute Gültigkeit hat.
1623, 1625
PINAX THEATRI BOTANICI, Basilea, 1623. Bayerische Staatsbibliothek als PDF verfügbar, Google books PDF.
Neuw vollkommentlich Kreuterbuch Mit schönen und künstlichen Figuren aller Gewächs der Bäumen . . . Franckfurt am Mayn, 1625. Google Books als PDF verfügbar.
Caspar Bauhin (Gaspard Bauhin), 1560 - 1624 , [Caspar Bauhin] [Caspar Bauhin, Wikimedia Commons].
Caspar Bauhin hatte in Pinax Theatri Botanici (Basel 1623) als Erster den Versuch unternommen, die verwirrende Vielfalt der Pflanzennamen (zirka 6000 Arten) zu ordnen.
Aus PINAX THEATRI BOTANICI, Seite 464:
"II. Nerion floribus albis" (Nerium mit weißen Blüten):(Cam. & Lob. Lugd. Tab.) "Nerion candidis floribus in montis Idae convalibus" (Weiße Neriumblüten wuchsen in den Ida Bergen), Bellon.
Oleander flore albo (Nerium mit weißen Blüten), Ang.
nerium sive rhododendron flore albo, Eyst. . . .
Die Kurzangaben heißen der Reihe nach: Cam. Camerarius / Lob. Lobelius / Lugd. Historia generalis Lugduni cusa / Tab. Tabernaemontanus / Bellon / Ang. Anguillara / Eyst. hortus Eystettensis.
Aus dem 'Kreuterbuch', Seite 141 wird zitiert: " . . . sind auch gemein in Candia an dem Wasser . .
Das andere Geschlecht ist diesem ganz und gar gleich / allein daß seine Blumen von Farben weiß sein . . ."
Die Drucke sind benannt mit 'Oleander' und 'Weiß Oleander'.
1597
The Herball or Generall Historie of Plantes.
John Gerard, John Norton, London 1597.
[John Gerard, deutsche Wikipedia]. [John Gerard, englische Wikipedia ist wesentlich umfangreicher].
Botanicus Digital Library, als PDF verfügbar.
John Gerard schreibt über ‚The Rose Baie‘ und ‚The Rose Baie with white flowers‘: „I have them growing in my garden“.
1586
Commentarii in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, De Medica Materia.
Pietro Andrea Mattioli, Venetijs : Vincentius Valgrisius / Off. Erasmiana, 1554 [Pietro Andrea Mattioli] Düsseldorf : Universitäts- und Landesbibliothek, 2012, urn:nbn:de:hbz:061:1-160434, als PDF verfügbar.
1586 wird das Werk Mattiolis durch Joachim Camerarius in 'Franckfort am Mayn' in der deutschen Übersetzung und Bearbeitung von Georg Handsch unter dem Titel Kreutterbuch verlegt.
"Bringt purpurbraune oder offtermal weisse Blumen wie die Rosen. . . so seindt auch diese gemein an dem Wasser in Candia oder Creta . . "
urn:nbn:de:bvb:12-bsb00091089-7 / Bayerische Staatsbibliothek, digitalisiert verfügbar.
In einer kolorierten Ausgabe 1590 sind die groß gezeichneten Blüten und eine Blüte am Strauch weiß.
1570
Stirpium adversaria nova.
Pierre Pena & Matthias de L'Obel, London 1570.
[Pierre Pena] [Matthias de L'Obel deutsche Wikipedia]. [Matthias de L'Obel englische Wikipedia ist wesentlich umfangreicher].
CAMENA - THESAURUS-Edition, Bibliothek der Universität Mannheim, digitalisiert verfügbar.
'Toni' zitiert im lateinischen Text aus 'Stirpium adversaria nova von 'Pena & L'obel' die manchmal rötlichen und manchmal weißen Oleander in italienischen Gärten und an den Küsten.
Wissenschaftliche Abhandlung über Pierre Pena et Mathias de Lobel / La Botanique en Provence au XVIe Siècle. (frz.)
1553-1565
I cinque libri di piante : Codice Marciano / Pietro Antonio Michiel ; trascrizione e commento di Ettore De Toni. - Venezia : Officine grafiche Carlo Ferrari, 1940. (IT-MiFBE)80011985 . Bei SCRIBD als PDF verfügbar.
Pietro Antonio Michiel [Pietro Antonio Michiel, lateinische Wikipedia].
Michiel hat die handschriftlichen Aufzeichnungen, an denen er zwischen 1553 und 1565 lange gearbeitet hatte, in fünf Büchern zusammengefasst; sie liegen heute in der 'Biblioteca nazionale Marciana di Venezia'. Die Aufzeichnungen samt Bildern wurden nie gedruckt und veröffentlicht, erst 400 Jahre später hat 'Ettore De Toni' sie 1940, versehen mit umfangreichen Kommentaren, in Druck gegeben. 'Michiel' steht im Rufe, nachdem er den 'Weißen Oleander' erhalten hatte, ihn in seinem Garten in Venedig gepflegt hatte, ihn auch weiter an andere Botaniker verbreitet zu haben.
Auf der zweiten Seite wird der Oleander beschrieben und dass es seltener eine weiße Sorte gibt und dass sie in 'Candia' (Heraklion/ Kreta) zu finden ist.
Die dritte Seite besteht aus Kommentaren von Ettore De Toni über den 'Weißen Oleander' und sein Vorkommen in Candia und dass er vorher in Italien unbekannt gewesen sei. Weiters finden wir die Quellen zu den Aufzeichnungen zu den anderen Botanikern seiner (Michiel's) Zeit, wie Luigi Anguillara, Ulisse Aldrovandi, Pierre Pena und Matthias de L’Obel.
Auf der vierten Seite setzt sich Toni mit der Zeichnung des Oleanders mit roten und weißen Blüten im Vergleich zur Zeichnung von 'Mattioli' auseinander.
Interessant ist, dass 'Toni' in Bezug auf den Weißen Oleander 'Pierre Belon' nicht erwähnt.
Biografie über Pietro Antonio Michiel. Biblioteca nazionale Marciana di Venezia, I cinque libri di piante.
1551-1554
Erbario di Ulisse Aldrovandi, ein aus 15 Bänden bestehendes Herbarium mit mehr als 5000 Pflanzenproben. Gegründet und gesammelt zwischen 1551 und 1554 mit Hilfe anderer Gelehrter von
Ulisse Aldrovandi in Bologna. [Ulisse Aldrovandi, deutsche Wikipedia], [Ulisse Aldrovandi, italienische Wikipedia ist umfangreicher].
‚Das Herbarium von Ulisse Aldrovandi‘ / ‚Erbario di Ulisse Aldrovandi’ in Wikipedia.
Das zweite Bild ist beschriftet mit 'Rhododendron flore rubro', also mit 'Roter Oleander', das dritte und vierte Bild zeigt die Beschriftung 'Oleander flore albo', 'weißer Oleander' (Oleander mit weißer Blume).
L'erbario Aldrovandi digitalizzato, ALMA MATER STUDIORUM - Università di Bologna, digitalisiert verfügbar.
In Erbario Aldrovandi, Band VII, 41, ist der Oleander mit den weißen Blüten.
1549-1560
Über Anguillara's Text über "Apocino" siehe weiter unten.**
Semplici dell' eccellente M. Luigi Anguillara, Liquali in piu Pareri . . .
Luigi Anguillara (eigentlich Luigi Squalermo). [Luigi Anguillara].
urn:nbn:de:bvb:12-bsb10186424-6 / Bayerische Staatsbibliothek, digitalisiert verfügbar.
Das Werk 'Semplici' kam 1561 in Druck, entstand jedoch in den Jahren 1549 bis 1560, diese Jahreszahlen liegen knapp nach 1547. Daher verwenden wir als Jahresangabe diese Zahlen und nicht 1561; weiters wissen wir, dass Anguillara viel gereist ist, auch in Griechenland, er hat die Pflanzen selbst gesehen und die Orte beschrieben, wo er sie aufgefunden hat. Ob das auch auf den Weißen Oleander genau so zutrifft, muss noch genauer recherchiert werden, jedenfalls stimmt die 'Auffindung' 1547 und das Vorhandensein im Garten des Michael zeitlich gut überein (Anm. des Verfassers).
Semplici, Seite 82: "Oleandro: Auf der Insel von Candia gibt es Exemplare von Pflanzen, die Rhododaphne heißen. Eine von ihnen hat weiße Blüten, sonst unterscheiden sie sich nicht. Beide kann man im Garten des . . . Michiel ansehen." (Frei übersetzt, verbesserungswürdig).
Semplici, Seite 274: "Oleandro: Es gibt also zwei Arten: Einen mit weißen Blüten und einen mit roten. Beide wachsen wild bei den Flüssen in Candia. Sie sind auch in Italien sehr bekannt, manchmal werden sie Nandro genannt, manchmal Oleandro." (Frei übersetzt, verbesserungswürdig).
1547
Les observations de plusieurs singularitez et choses memorables trouvées en Grèce, Asie, Judée, Egypte, Arabie et autres pays étrangèrs. / Les observations englische Wikipedia / Les observations franz. Wikipedia.
Pierre Belon (Petro Bellonio/Petrus Bellonius/Petri Bellonii)
[Pierre Belon, deutsche Wikipedia], [Pierre Belon, franz. Wikipedia], [Pierre Belon, lateinische Wikipedia]
Die Wikipedia Einträge sind in den verschiedenen Sprachen unterschiedlich ausführlich.
Für die Jahreszahl haben wir natürlich das Datum 1547 genommen, wo Belon zu Beginn seiner langen Reise Kreta besuchte und dort auch den 'Weißen Oleander' gefunden hatte. Belon kam 1549 von seiner Reise zurück nach Frankreich und veröffentlichte 1553 die erste Ausgabe seines Reiseberichts 'Les observations' in Paris. Es folgten eine Reihe von verschiedenen und redigierten Auflagen mit verschiedenen Verlagen, sogar eine lateinische Ausgabe 1605.
Wir haben die Erstausgabe 1553 (Gallica, Bibliothèque Nationale de France, 'Les observations') in einer identischen Ausgabe von 1588 (Google Books) gewählt, da sie besser lesbar ist (die ersten beiden Seiten).
Die dritte und vierte Seite entstammen einer Ausgabe, die schon 1554 in Paris erschienen ist. (Österreichische Nationalbibliothek, Zitierlink: http://data.onb.ac.at/rep/104448F7). Alle Ausgaben sind digitalisiert verfügbar. Die beiden angegebenen Textstellen unterscheiden sich zwar in den Formulierungen, beschreiben aber klar, dass Belon in der Nähe des Ortes 'Camerachi' am Weg nach 'Candia' in den Tälern des 'Mont Ida' den 'Weißen Oleander' gefunden hatte ('Le Nerion qui porte la fleur blanche, . . ').
Hier ist eine Biografie des beeindruckenden Naturforschers, Mediziners und Botanikers Pierre Belon, über seine Reisen und seine Bücher und sein Aufenthalt in Griechenland und Kreta: travelogues.gr (englisch).
Nachwort.
Die Spurensuche ist beendet; wir haben Pierre Belon gefunden, der als erster Botaniker den 'Weißen Oleander' beschrieben hat - aber ist auch das Geheimnis um den 'Weißen Oleander' gelüftet? Nicht ganz.
Wer eigentlich die Pflanze (oder Samen oder Stecklinge) dem Michiel für seinen Garten gegeben hatte, ist nicht klar. Eher war es nicht Belon selber, denn der ist erst 1549 von seiner Reise Asien - Ägypten zurückgekommen. Eher waren es andere Pflanzenkundige im Auftrag noch 1547 ** . Wenn man weiß, wie lange es vom Samen oder Steckling zur blühenden Pflanze braucht (3-4 Jahre) und bis sie dann groß genug ist, um sie wieder zu vermehren, sind schnell zehn Jahre um. Man musste sich also rasch um die neue Pflanze gekümmert haben. Aber viel wichtiger ist eine andere Frage.
Wieso war dieser 'Weiße Oleander' dort, auf der Insel Kreta ? Und nicht auch vorher schon wo anders? War es eine zufällige Mutation, schon vor langer Zeit oder erst vor kurzem, als er gefunden wurde? Wieso hat er sich, in den 50 bis 100 Jahren, in diesem Zeitfenster, bevor die 'Indischen Oleander' kamen, nicht mit den rosafarbenen gekreuzt? Zu Mischtönen zwischen weiß und rosa, wie wir sie heute kennen? Oder konnte das alles erst mit den neuen Oleandern geschehen? Dann begannen sich die Sorten zu vermischen und die Vielfalt begann - und auch die Unübersichtlichkeit.
Wir wissen aus den alten Schriften aus dem 16. Jahrhundert nicht einmal, ob der 'Weiße Oleander' wirklich rein weiß war. Da man nur den rosafarbenen kannte, war im Unterschied dazu weiß eben einfach weiß. Die schriftlichen Aufzeichnungen und die einfachen Holzschnitte dazu, selbst wenn sie farbig ausgeführt wurden, sind für heutige Begriffe einfach zu ungenau. Heute, da wir hunderte Sorten unterscheiden können, wissen wir genau, wie ein rein weißer Oleander aussieht. Und mit 'rein weiß' gibt es wenig Auswahl. Unsere heute bekannten Sorten sind 'Soeur Agnes' und in Amerika 'Ed Barr', wobei wir nicht wissen, ab die von den Spaniern nach Amerika eingeführte weiße Sorte nicht identisch ist mit unserer europäischen.
Aber, wer weiß? Vielleicht sind unsere heutigen weißen Oleander die Ur-Urenkel der weißen Oleanders aus dem 16. Jahrhundert, zufällig entdeckt in einem felsigen Tal auf einer griechischen Insel und waren in Wirklichkeit schon immer da. Erst Gen-Analysen würden das mit modernen Methoden vielleicht klären können. Inzwischen behält unser schöner 'Weißer Oleander' noch dieses Geheimnis für sich.
** In Anguillara's Text über "Apocino" (Apocynum) in Candia geht es nicht direkt über Oleander, aber er schreibt darüber, dass ihm 1549 zwei Pflanzen aus Griechenland geschickt worden seien. Sie würden Schoten produzieren und die eine sei der Hedera ähnlich, die andere dem Oleander. Apocynum, verschiedene Arten, sind wie Oleander Hundsgiftgewächse. Das Interessante daran ist nicht nur die zeitliche Nähe - Belon, Kreta, Candia - , die Ähnlichkeit der Pflanzen - Apocino, Oleander - sondern der Umstand, dass es offenbar üblich war, neue aussergewöhnliche Pflanzen an Botaniker oder botanische Gärten zu verschicken, in diesem Fall an Anguillara. Das könnte doch genauso auch mit dem 'Weißen Oleander' zwischen Belon und Michiel für den Garten in Venedig abgelaufen sein.
Über die Botaniker des 16. Jahrhunderts
La botanique en Provence au XVIe siècle. Louis Anquillara, Pierre Belon, Charles de l'Escluse, Antoine Constantin
A la memoire de Pierre Belon, du Mans, 1517-1564
Pierre Pena et Mathias de Lobel
Die Neue Welt im Bewusstsein der Italiener und Deutschen des 16. Jahrhunderts, Google books