Der mitgebrachte Vortrag

 

Vor den Damen und Herren der International Oleander Society, sowie geladenen Mitgliedern und Gästen hielt Wilhelm Hufnagl zu den überbrachten Gruß-Botschaften einen kurzen einleitenden Vortrag.


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In der Region in Mitteleuropa, wo ich lebe, gibt es seit Jahrhunderten eine Oleander-Tradition.  Oleander werden  in Töpfen, Bottichen und Fässern gehalten. Die Winter sind zu kalt - frei ausgesetzt würden Oleander nicht überleben. Man liebt Oleander und  man findet sie fast überall: In Gärten, auf Terrassen, in Innenhöfen, In Gastgärten und auf öffentlichen Plätzen in Städten. Die Tradition kommt von adeligen Bevölkerungs-Kreisen früherer Jahrhunderte, die es sich leisten konnten, schöne Gärten mit südländischen Pflanzen anzulegen. In jüngerer Zeit verkörpert der Oleander den Traum vom Süden - Wärme, Sonne, Strand, Meer - wo Mittel- und Nordeuropäer meistens gerne auf Urlaub hinfahren. In die Länder rund um das Mittelmeer. In den Ländern Südeuropas und Nordafrikas muss man Oleander allerdings nicht vor einem zu kalten Winter schützen - sie werden einfach angepflanzt, wachsen fast überall und sind praktisch allgegenwärtig. 

In meiner Heimat, in Österreich, im Bundesland Burgenland geht die Verbundenheit mit Oleandern so weit, dass man sogar vom “Burgenländischen Oleander“ spricht. Gemeint sind damit die alten, einfach und gefüllt blühenden Sorten - rosa und weiß. Man nennt sie auch die „Schlosspark-Oleander“, gezüchtet für Schloss-Gärten. Man  hat sie von den Eltern übernommen oder durch Stecklinge vermehrt. Der Nachteil dieser Oleander: Sie werden sehr groß und über kurz  oder lang sind sie sehr schwer zu handhaben. Millionen Oleander, die man im Supermarkt  kauft, namenlos, künstlich klein gehalten, überleben  meistens nicht lange. 

Das alles beschreibt auch den Wissensstand über Oleander; im allgemeinen weiß man nicht viel mehr. 


Damit schlage ich die Brücke zur Amerikanischen Oleander Kultur. Oleander Liebhaber und -Sammler wissen sehr wohl, dass es im Süden der USA eine Oleander-Tradition gibt, dass Galveston die „Oleander-City“ das   Zentrum dieser Tradition ist und dass sich die IOS der Pflege eben dieser Tradition und der Pflege der hier entstandenen Sorten verschrieben hat. Und einige amerikanische Sorten sind sogar bei europäischen Sammlern und  Züchtern vertreten. (Wir wissen, dass an diesem Bekanntmachen amerikanischer Sorten Jim Nicholas nicht ganz unbeteiligt war . . .)

Es gibt einen triftigen Grund, warum wir uns mehr mit amerikanischen Oleander-Sorten  beschäftigen sollten: Die alten traditionellen europäischen Sorten sind riesig groß; erst in jüngster Zeit haben französische und italienische Züchter kleinerwüchsige Sorten hervor gebracht. Es gibt aber eine Reihe amerikanischer Sorten, die klein- und mittelwüchsig sind und die eigentlich kaum bis nicht vertreten sind.


Damit komme ich zu der statistischen Arbeit, die ich mitgebracht habe und die extra vorgestellt wird. Aus dieser Arbeit, die momentan 575 Oleandernamen umfasst, geht eindeutig hervor, dass ein Großteil der amerikanischen Sorten in Europa nicht in der Literatur genannt werden, nicht in Verzeichnissen von Sammlern aufscheinen und schon gar nicht von Gärtnereien oder Händlern angeboten werden. Das Gleiche gilt in gewissem Maße auch umgekehrt. Ein Reihe europäischer Sorten scheint in den USA nicht vertreten zu sein. Diese Feststellungen sagen natürlich nichts darüber aus, ob nicht Oleander-Sorten trotzdem bei Fachleuten bekannt sind, obwohl sie nirgends aufscheinen. 

Mit der Bekanntmachung und Übergabe dieser „Oleander-Liste“ möchte ich gerne eine Zusammenarbeit für die Zukunft begründen. 


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Zur Dokumentation bei der

International Oleander Society